Der zuverlässigste Weg, sich zu etwas zu motivieren? - Anfangen!

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

Von wegen, zumindest nicht, wenn es ums Arbeiten und Dinge erledigen geht, da müsste es für mich eher heißen “Und jedem Anfang wohnt Widerstand inne...”

Ok, ich gebe zu, Hermann Hesses Version ist schöner.

Bei meinem Ausflug in die Motivationspsychologie letzte Woche bin ich auf einen Blogbeitrag der Motivationsforscherin Prof. Michaela Brohm-Badry gestoßen, in dem sie erklärt, warum die Motivation erst einsetzt, wenn wir schon beim Handeln sind.¹ Wenn es uns schwer fällt, etwas zu tun, und wir uns einfach nicht überwinden können, hilft es deshalb leider wenig, abzuwarten, bis wir motiviert sind. Das Einzige, was zuverlässig hilft, ist einfach anzufangen. Wenn wir nämlich angefangen haben, passieren laut Brohm-Badry und der Motivationspsychologie drei Dinge:

1. Mini-Erfolge als Lockmittel

Sobald wir etwas tun, geben wir uns immer wieder Rückmeldung, wie gut wir das gerade machen. Brohm-Badry spricht hier vom evaluativen Element des Selbstkonzepts. Haben wir also angefangen, sind wir erstmal stolz darauf, dass wir tatsächlich mit der Aufgabe angefangen haben (positive Rückmeldung 1). Irgendwann, wahrscheinlich nach 5 bis 10 Minuten, schauen wir dann auf die Uhr. “Hurra, ich hab schon 5 Minuten etwas gemacht, und es war gar nicht so schlimm” (positive Rückmeldung 2). Etwas später dann merken wir, dass wir tatsächlich schon was geschafft haben: “ Ich hab schon 30 Worte geschrieben” (positive Rückmeldung 3). Diese winzig kleinen Erfolge zeigen uns, dass wir die Aufgabe sehr wohl schaffen können. Sie stärken unseren Willen, weiter zu machen, und schwupps sind wir an dem Punkt, an dem es leichter fällt, weiter zu machen, als aufzuhören.

2. “Ich kann das!” - Kompetenzerleben

Kommen wir dann tatsächlich voran und machen Fortschritte, zum Beispiel indem wir eine schwierige Stelle meistern, ein Problem lösen, oder eine gute Idee haben, dann fühlen wir uns kompetent: “Ja, ich kann das!”. Das Erleben von Kompetenz gibt uns einen weiteren Schub, der uns über Schwierigkeiten hinweg trägt und uns hilft, auch dann weiter zu machen, wenn wir stecken bleiben. Kompetenzerleben ist daher auch eine der Grundbedingungen für motiviertes Handeln (Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan).²

3. Der heilige Gral der Motivation: Flow

Mini-Erfolge und Kompetenz-Hoch sind schon ganz gut, aber es kann sogar noch besser kommen: Wenn alles stimmt, können wir in den “Flow” kommen. Dieser magische Zustand, bei dem man so auf die Aufgabe fokussiert ist, dass man alles andere vergisst und oft erst nach Stunden aufschaut und sich wundert, wo die Zeit hin ist. Der Flow tritt dann ein, wenn die Anforderungen durch die Aufgabe genau unseren Fähigkeiten entsprechen. Um ihn zu erleben, muss man allerdings auch erstmal loslegen und sich in die Aufgabe stürzen. Dann kann man aber beeinflussen, ob der Flow einen mitreisst, indem man die Aufgabe so anpasst, dass sie dem Niveau der eigenen Fähigkeiten entspricht. Ist sie zu schwer, kann man sie in viele kleine Häppchen unterteilen, ist sie zu leicht, kann man zusätzliche Herausforderungen einbauen.

Es gibt nur eine Hürde und die ist anpassbar

Ist das nicht toll? Unsere Motivation übernimmt fast die ganze Arbeit für uns. Sie hat verschiedene Tricks, mit denen sie uns durch unsere Aufgaben leitet und dafür sorgt, dass wir nicht aufhören.

Es gibt nur eine Hürde, die wir selbst überwinden müssen: Wir müssen anfangen!

Und bei dieser Hürde können wir auch noch selbst bestimmen, wie hoch sie ist! Wir können es uns schwer machen, indem wir beschließen, uns jetzt vier Stunden hinzusetzen und den perfekten Artikel zu schreiben. Oder wir können es uns leicht machen, und uns vornehmen, erstmal für zehn Minuten alle Gedanken und Ideen, die wir für diesen Artikel haben, aufzuschreiben.

Ich gebe zu, ich habe diesen Beitrag hauptsächlich für mich selbst geschrieben. Auch wenn ich es schon oft genug erlebt habe, dass die Motivation beim Handeln kommt, vergesse ich es immer wieder. Jedes Mal, wenn ich etwas machen will, und es Widerstand gibt, meistens weil ich unsicher oder einfach nur faul bin, muss ich mich daran erinnern: Einfach anfangen! Egal wie! Schon der erste kleine Schritt reicht, um mich auf den Weg zu bringen.

Ich glaube zwar nicht, dass das der Zauber des Anfangs ist, den Hesse meinte, aber wenn Anfangen dazu führt, dass die Motivation einsetzt und uns hilft, Aufgaben zu meistern, die uns zuvor abgeschreckt und verunsichert haben, dann ist das schon fast magisch.

 

Verweise

[1] "Initialzündung: Wie Menschen sich motivieren"
Blogpost von Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry auf ihrem Blog "Positive Psychologie und Motivation"

 

[2] Die beiden anderen Grundbedingungen für motiviertes Handeln sind soziale Eingebundenheit und Autonomie.

 

Foto von Mikito Tateisi auf Unsplash